Erste Hilfe beim Grand Mal

Der Grand mal Anfall “appelliert” am meisten zur Hilfeleistung. Normaler Weise sind jedoch keine größeren Maßnahmen notwendig:


Die tonische Phase ist oft zu kurz, um überhaupt einzugreifen. Bei vorhandener Aura kann man das Kind u.U. prophylaktisch hinlegen.
In der klonischen Phase sollte man lediglich alle gefährlichen Gegenstände außer Reichweite bringen.

Also:

     - Weg vom Heizkörper

     - Stühle und Tische entfernen

     - Kleidung lockern

     - Weiche Unterlage unter Kopf

     - Bewegungen vorsichtig so steuern, dass sich das Kind z.B. nicht selbst schlägt

 

Keinesfalls sollte man

     - Gegenstände in den Mund stecken, um den Zungenbiss zu vermeiden

     - Zuckende Gliedmaßen festhalten

     - Versuchen den Mund zu öffnen um zu “beatmen”

     - Stimulationen versuchen wie Tauchen in kaltes Wasser, Schläge etc.

 

 

Jeglicher Versuch, die Muskulatur gegen Widerstand in eine andere Richtung zu bringen, ist entweder nutzlos oder gefährdet den Patienten.

 

Im Anfall ist die Muskulatur selbst bei einem Kind so stark, dass bei grober Gewalt (Festhalten) Knochen brechen könnten. Gegenstände werden entweder durchgebissen oder führen zu Kieferbrüchen und Zahnschäden. Durchgebissene Gegenstände können die Atemwege verlegen. Auch die Finger, die der Helfer in den Mund steckt, können durchgebissen werden!

 

Abgebissene Zungen (eine extreme Rarität) befinden sich außerhalb der Mundhöhle und sind somit ungefährlich. Die Wundversorgung einer veletzten Zunge nach dem Anfall ist ausreichend, die Zunge heilt sehr gut. Allenfalls sollte durch Lagerung verhindert werden, dass das Blut eingeatmet wird.

 

Der Versuch, den Patienten zu beatmen, muss scheitern, da die Muskulatur des Brustkorbes und das Zwerchfell am Anfall teilnehmen. Eine Zufuhr von Sauerstoff (cave Sanitäter) führt zu einer Verlängerung des Anfalls.

 

Die Gabe eines “Notfallmedikamentes” (Diazepam) ist erst bei einer Anfalldauer von mehr als 3 Minuten notwendig. Dies kommt nur in extremen Ausnahmesituationen vor. Diazepamrektiolen werden wie ein “Zäpfchen” verabreicht.

 

Meist ist es nicht notwendig, den Notarzt zu rufen. Bei bekannter Epilepsie ist es ausreichend, wenn die Eltern bald möglichst Kontakt zum Epileptologen aufnehmen. Dieser muss entscheiden, ob die Therapie des Kindes geändert werden oder eine Dosisanpassung erfolgen muss.

 

Beim ersten cerebralen Krampfanfall sollte das Kind umgehend einem Arzt vorgestellt werden, der eine akute Ursache für den Anfall (z.B. Meningitis) ausschließen muss.

 

Dies gilt auch, wenn sich die Anfallsart gewandelt hat oder wenn der Anfall ungewöhnlich lange andauert.